24.10.2025     18.00 Uhr

 

Klosterkirche Eggenfelden

Gedenkkonzert für Walter Waidosch †

 

 

Musik vom Spätmittelalter über Barock bis in die Gegenwart 

gespielt von Weggefährten des Musikers

 

 

Eintritt frei   -   Spenden erbeten

 

 

 

 

Zum Tod von Walter Waidosch

 

Musiker, Impulsgeber und Geschichtenerzähler

 

Heiligenberg – Die „Heiligenberger Abendserenaden“ feiern in diesem Jahr ihr 40- jähriges Bestehen – vorgesehen war zum Jubiläum ein besonderes Konzert, bei dem Walter Waidosch‘s Tochter und andere Künstler gespielt hätten. Nun aber wird das Konzert nicht stattfinden. Walter Waidosch, Gründer und langjähriger künstlerischer Leiter der Reihe, ist am 3. August verstorben. Mit seinem Tod verliert die Region nicht nur einen außergewöhnlichen Musiker und Instrumentenbauer, sondern auch einen der prägenden Wegbereiter für die Alte Musik im süddeutschen Raum – und weit darüber hinaus.

 

Fast ein halbes Jahrhundert lang war Walter Waidosch als Lehrer, Ensembleleiter, Forscher, Berater und Musiker aktiv, zuletzt von Detmold aus, davor lange Jahre von Heiligenberg in Niederbayern. Walter Waidosch gründete zusammen mit Irmgard Tutschek-Waidosch die „Heiligenberger Abendserenaden“ und leitete die Konzertreihe über 40 Jahre hinweg ehrenamtlich – mit großer Leidenschaft und einem sicheren Gespür für Qualität, Experimentierfreude und die feinen Nuancen historischer Aufführungspraxis. Legendär sind die Neujahrskonzerte auf dem Gartlberg in Pfarrkirchen oder in Eggenfelden. Und unvergesslich sind für alle, die seine Konzerte hören konnten, seine Einführungs- und Begleitworte, die unzähligen Anekdoten über Musiker, die vielen Schmähs und oft unglaublichen Geschichten – mit ernster Miene und meist mit trockenem Witz unnachahmlich vorgetragen.

 

In seiner Heiligenberger Zeit gründete er das Rottaler Jugendorchester sowie eine Heiligenberger Cantorey. Viele junge Musikerinnen und Musiker verdanken ihm die erste ernsthafte Begegnung mit Alter Musik – oft war sie die Initialzündung für eine musikalische Laufbahn. Geboren 1949, studierte Waidosch zunächst Geschichte, Musikwissenschaft und Literatur in München. 1978 absolvierte er in Heiligenberg bei Hartmut Münzberg seine Gesellenausbildung zum Geigenbauer. Sein Spezialgebiet wurde der Neubau und die Restaurierung historischer Streichinstrumente, insbesondere der Viola da Gamba. Es folgten weiterführende Studien in historischer Aufführungspraxis bei Nikolaus Harnoncourt in Salzburg sowie ein Viola da Gamba-Studium bei José Vázquez in Wien.

 

Nach seiner musikalischen Ausbildung kehrte Waidosch nach Heiligenberg zurück und leitete dort gemeinsam mit Hartmut Münzberg den Geigenbau-Werkstattbetrieb. In dieser Werkstatt wurden über viele Jahre hinweg zahlreiche Geigenbauerinnen und Geigenbauer ausgebildet – sie wurde zu einer wichtigen Ausbildungsstätte in der Region und darüber hinaus. Auch im Instrumentenbau beschäftigte sich Waidosch intensiv mit der Rekonstruktion von Streichinstrumenten des Mittelalters und der Renaissance, sodass seiner Arbeit im Jahr 2003 auch eine Episode der BR-Reihe „Der Letzte seines Standes“ gewidmet wurde: „Der Fidelbauer aus Heiligenberg“ dokumentiert seine handwerkliche und künstlerische Annäherung an die vergessenen Instrumente vergangener Jahrhunderte.Neben seiner eigenen Konzerttätigkeit – unter anderem mit dem Chamber Orchestra of Europe, der Capella Antiqua Wien, der Landshuter Hofmusik und der Freisinger Hofmusik – war er ein gefragter Kursleiter und Dozent im In- und Ausland.

 

Er gründete Ensembles, initiierte Opernprojekte, beriet das Musikteam der Landshuter Hochzeit in Fragen historischer Praxis und leitete zahlreiche CD-Produktionen. Besonders hervorzuheben ist sein Einsatz für die Wiederentdeckung und Rekonstruktion vergessener musikalischer Schätze. Waidosch forschte intensiv im Bereich der mittelalterlichen Musik, rekonstruierte selten gespielte Werke und legte unbekannte Barockopern neu auf – mit detektivischem Gespür, handwerklicher Sorgfalt und künstlerischer Fantasie. Seine Ensembles „Cordatum“ und „EST!“ etwa widmeten sich den „Saitenklängen des späten Mittelalters“ – mit bislang sechs CD- Einspielungen, die auch international Beachtung fanden.

 

Was ihn dabei auszeichnete, war nicht nur seine fachliche Kompetenz, sondern auch seine Haltung: Musik war für ihn immer lebendig, offen, unelitär. Sie sollte begeistern, herausfordern, berühren – und auch mal ein Augenzwinkern enthalten. Diese Haltung vermittelte er mit Herz, Verstand und nie versiegendem Humor.

 

Mit dem Tod von Walter Waidosch verliert die Region einen kulturellen Gestalter, einen humorvollen Erzähler, einen leidenschaftlichen Lehrer – und einen Menschen, der durch seine Ideen, seine Neugier und seine Warmherzigkeit viele Leben bereichert hat. Sein musikalisches Vermächtnis bleibt – in Konzerten, Instrumenten, Aufnahmen und, vor allem, in den Erinnerungen all jener, die von ihm gelernt, mit ihm gespielt oder ihm einfach zugehört haben.

 

Auch wenn das Jubiläumskonzert nicht stattfinden kann, wird seine Arbeit weitergeführt: Das Team der „Heiligenberger Abendserenaden“ plant bereits neue Konzerte und wird die Reihe im Geist Walter Waidosch´s fortsetzen – mit Neugier, Offenheit, Qualität und Freude an der Musik.

 

 

 

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40. Jahre Heiligenberger Abendserenaden

Heiligenberg ist ein kleiner Weiler inmitten der malerischen Hügellandschaft Niederbayerns nahe der Gemeinde Schönau gelegen. In seiner barocken Wallfahrtskirche veranstaltet der "Verein Kunst und Kultur in Niederbayern e.V." seit 1985 jährlich zwischen Mai und Oktober bis zu fünf erlesene Konzerte.

 

Der thematische Schwerpunkt liegt dabei auf der Musik vom späten Mittelalter bis zum Barock. In der authentischen Stimmung der Wallfahrtskirche St. Erasmus vermitteln die Konzerte diese Musik in historischem Klang, gespielt auf den adäquaten historischen Instrumenten der Zeit und dargeboten mit der lebendigen, frischen Energie von Musikern unserer Tage. Das Programm ist  grundsätzlich offen gestaltet, so dass es immer wieder auch zeitgenössische Klänge zu hören gibt.

 

Es gehört zur guten Tradition, dass engagierte Vereinsmitglieder in den Konzertpausen einen kleinen Imbiss mit gutem Wein und anderen Getränken bereit halten. In entspannter Atmosphäre ergibt sich dabei oft die auch Gelegenheit, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen.